Du betrachtest gerade Hormone und Gewichtszunahme – die Zusammenhänge

Wenn wir an das Körpergewicht bzw. eine ungewollte Gewichtszunahme denken, kommen uns als Gegenmaßnahmen meist zuerst eine negative Kalorienbilanz und Sport in den Sinn. Eine gesunde Ernährung und Bewegung sind auch tatsächlich wichtige Aspekte, wenn es um das Thema Übergewicht geht. Was allerdings oft vernachlässigt wird, ist der Einfluss der Hormone auf das Körpergewicht. Dieser Artikel möchte einen Überblick über das Thema Hormone und Gewichtszunahme bieten.

Stress und Gewichtszunahme – Cortisol

Stress spielt eine wesentliche Rolle, wenn es um eine unfreiwillige Gewichtszunahme geht. Bei länger andauerndem Stress und fehlender Regeneration wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Dieses hat Einfluss auf das Körpergewicht. Cortisol soll unser Überleben in einer Hungerzeit sichern und ist daher allen anderen Hormonen vorgeschaltet bzw. beeinflusst diese. Und alle Hormonungleichgewichte einzeln und zusammen führen zu einer Gewichtszunahme.

Wichtig ist dabei zu verstehen, dass Cortisol bei jeder Form von Stress ausgeschüttet wird: Hunger, Überanstrengung, Überforderung, Streit, Konflikte, Mobbing, Ängste, Einsamkeit, Verlust und Trennungen und vieles mehr. Alle diese Stressoren sorgen über eine Aktivierung des Sympathikus für eine Cortisolausschüttung.

Für das Körpergewicht bedeutet dies:

  • Jede überschüssige Energie wird für Notzeiten als Fettgewebe gespeichert.
  • Cortisol drosselt den Stoffwechsel über die Schilddrüsenhormone, um Energie zu sparen.
  • Cortisol erhöht den Blutzucker- und den Insulinspiegel.
  • Dauerstress hat auch Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Um eine Schwangerschaft in „Hungerzeiten“ (= Stresszeiten) zu verhindern, produzieren die Eierstöcke weniger Sexualhormone und reduzieren die Anzahl der Eisprünge. Die Folge ist ein Progesteronmangel bzw. eine Östrogendominanz.
  • Muskulatur wird abgebaut und in Zucker umgewandelt, was wiederum den Grundumsatz senkt.
  • Dauerstress sorgt dafür, dass der Körper nach schnell verfügbaren Kohlenhydraten wie Zucker, Pizza oder Schokolade lechzt – was wieder den Insulinspiegel ansteigen lässt.

Sie sehen, dass die Cortisolausschüttung bei Dauerstress nicht nur selbst zu einer Fetteinlagerung führt, sondern ebenfalls ein Ungleichgewicht bei Insulin, Schilddrüsenhormonen und Sexualhormonen verursacht. Deren Wirkung und Einfluss auf das Körpergewicht schauen wir uns nun an.

Zucker und Insulin

Wann immer der Blutzuckerspiegel steigt – sei es durch den Verzehr von Kohlenhydraten oder das Freisetzen von gespeichertem Zucker (Glykogen) bzw. die Neubildung von Zucker (Glukoneogenese) durch Stress – schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Je schneller der Blutzuckeranstieg und mehr Zucker im Blut ankommt, desto mehr Insulin wird ausgeschüttet. Insulin senkt den Blutzucker, indem es den Zucker aus dem Blut in die Zellen bringt, wo er als Brennstoff dient. Insulin ist aber auch ein Fettspeicherhormon und sorgt dafür, dass Energie als Fettgewebe gespeichert wird.

Ein Ungleichgewicht im Insulinhaushalt entsteht vor allem durch

  • den Verzehr schnell verfügbarer Kohlenhydrate wie Zucker, Weißmehl, Süßigkeiten, Chips
  • Bewegungsmangel
  • Stress (s. o.)

Dabei beeinflussen sich Cortisol und Insulin gegenseitig. Bei Stress sorgt Cortisol für einen Blutzuckeranstieg und damit für eine Insulinausschüttung. Und bei zu niedrigem Blutzucker (Hunger) gerät der Körper in Stress und schüttet Cortisol aus.

Schilddrüsen-Hormone und Gewichtszunahme

Die Schilddrüse ist ein zentrales Stoffwechselorgan. Sie sorgt für den Energieumsatz in jeder einzelnen Körperzelle. Sie steuert auf diese Weise unter anderem den Grundumsatz, das Zellwachstum und die Körpertemperatur. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion fühlen wir uns müde und lustlos, frieren leicht und nehmen an Gewicht zu. Die Schilddrüse ist auch an zentralen anderen Körperfunktionen beteiligt wie der Verdauung und der Fortpflanzung. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann entstehen u. a. durch

  • Stress (s. o.)
  • Autoimmunreaktionen
  • Jodmangel
  • Hungerkuren

Ebenso wie Cortisol und Insulin sich gegenseitig beeinflussen, passiert dies auch bei den Schilddrüsenhormonen und den Sexualhormonen. Progesteronmangel kann eine Schilddrüsenunterfunktion begünstigen, während eine Schilddrüsenunterfunktion eine Östrogendominanz begünstigt.

Die Rolle von Östrogen und Progesteron beim Körpergewicht

Ein Hormonungleichgewicht der Sexualhormone Östrogen und Progesteron hat bei Frauen oft eine Gewichtszunahme zur Folge. Verschiebt sich das Gleichgewicht zugunsten von Östrogen, spricht man von einer Östrogendominanz. Sie entsteht natürlicherweise während der Prämenopause. Oft kommt eine Östrogendominanz aber auch schon im fruchtbaren Alter vor. Gründe sind unter anderem

  • chronischer Stress: einerseits wird die Fruchtbarkeit bei chronischem Stress herabgesetzt, andererseits bildet der Körper aus einer gemeinsamen Hormonvorstufe Cortisol statt Progesteron
  • Stress durch Hungerkuren oder zu hartes Training
  • eine Schilddrüsenunterfunktion
  • hormonelle Verhütung

Östrogen ist ein Speicherhormon und sorgt für Fett- und Wassereinlagerungen. Progesteron hingegen regt den Stoffwechsel an und wirkt entwässernd. Da ist es nur logisch, dass eine Östrogendominanz mit einer Gewichtszunahme im Zusammenhang stehen kann.

Tipps für ein gesundes Hormongleichgewicht

Es gibt einige wichtige Empfehlungen, die den Körper unterstützen, das hormonelle Gleichgewicht möglichst lange zu erhalten. Zwei der wichtigsten Punkte sind die Ernährung und eine Stressreduktion. Im Einzelnen bedeutet dies:

  • Reduktion von Stress jeder Art soweit wie möglich
  • ausreichend Schlaf
  • Entspannungstechniken erlernen
  • Bewegung ohne Überforderung
  • möglichst wenig Zucker, Weißmehl und andere schnell verfügbare Kohlenhydrate
  • ausreichend und regelmäßige gesunde, nährstoffreiche Mahlzeiten ohne Hungern
  • Meiden von künstlichen Hormonen durch z. B. Kosmetik, Weichmacher oder Hormone aus Produkten aus Massentierhaltung.

Zum Weiterlesen empfehle ich „Die Hormon-Balance-Diät“ von Rabea Kieß aus dem ZS Verlag.

Zum Thema Stressreduktion empfehle ich meinen Artikel Das Vegetative Nervensystem beruhigen – die besten Techniken.